Zum Inhalt springen

Warenkorb

Dein Warenkorb ist leer

Artikel: Hat “Made in Germany“ Zukunft?

Hat “Made in Germany“ Zukunft?
Manufaktur

Hat “Made in Germany“ Zukunft?

Wir haben uns 2021 entschieden, die letzte norddeutsche Tuch- und Deckenfabrik nach deren Insolvenz wieder neu aufzubauen. An anderer Stelle und mit einem ganz neuen Geschäftsmodell. Aber mit dem bestehenden Maschinenpark und einigen der ehemaligen MitarbeiterInnen. Aber hat die Neugründung einer Wollweberei in Deutschland wirklich Zukunft? Warum wir an „Made in Germany“ glauben, und wie eine Neuausrichtung dieses 134 Jahre alten Markenversprechens für uns aussieht, erfährst du in diesem Artikel.

 

"Made in Germany“ muss mehr als ein Qualitätsversprechen sein.

Über Jahrzehnte war "Made in Germany" der Inbegriff außerordentlicher Handwerks- und Ingenieurleistung. Made in Germany stand aber auch für verlässliche Rahmenbedingungen bei der Produktion. Insgesamt war es immer ein Qualitätsprädikat, das weltweit Beachtung und Respekt genoss und für viele ein Vorbild war. Das hat sich verändert. Der Exodus der Industrie und des Mittelstandes in Deutschland vollzieht sich bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten – in großen wie in kleinen Schritten. Vieles ist vollständig verschwunden oder existiert nur noch als Markenzeichen. Heute werden in Deutschland kaum noch Radios montiert, Uhren gefertigt, Bekleidung genäht, Kameras zusammengebaut oder Fernseher hergestellt. Auch die Textilindustrie kennt in Deutschland seit Jahrzehnten nur eine Richtung - Abwanderung in Billiglohnländer mit gleichzeitiger Aufgabe der Produktionsbetriebe. Oder die ersatzlose Schließung der Betriebe hier vor Ort, weil ein Transfer nicht mehr rentabel erschien.
Und wie angeschlagen ist die Strahlkraft von „Made in Germany“ nach einem
Dieselgate oder Wirecard Skandal? Das Herzstück von "Made in Germany" kann
sich schnell ins Gegenteil verkehren, wenn man die Bodenhaftung verliert, sich vom Leistungsethos lossagt oder wenn Unternehmen tricksen und betrügen und Profit vor Purpose setzen.

Unser Maschinenpark zieht in die neue Manufaktur-Halle ein - Coastland
Unser Anfang: Ein ganzer Maschinenpark mit bis zu 80 Jahre alten, analogen Maschinen zog um und in unsere neue Manufaktur-Hallen ein.



Warum wir eine neue Definition von "Made in Germany" benötigen

Unsere Neugründung der Wollweberei in Zetel im Jahr 2021 war die erste seit 50
Jahren in ganz Deutschland. Das war uns bei Gründung nicht bewusst, hat unseren Entschluss aber nur bestärkt. Denn wir sehen es als Verantwortung an, den Kulturschatz der Textilverarbeitung, der in ganz Deutschland und Europa
hunderttausende Arbeitsplätze, aber auch enormes Wissen, Erfindergeist und
handwerkliches Können geschaffen hat, nicht einfach aufzugeben.
Warum sollten wir das auch tun? Weil es sich nicht rechnet? Weil der Standort
Deutschland zu teuer ist, oder die Konkurrenz aus Fernost unschlagbar billig? Weil es als Tätigkeit unattraktiv ist und es kaum noch Nachwuchs gibt? Es kann viele Gründe geben und für viele Unternehmen war die Entscheidung zur Aufgabe oder Abwanderung vielleicht auch alternativlos. Selbst im Jahr 2024 gehen noch
Unternehmen nach China und geben hier Arbeitsplätze auf.
Wir suchen nach Wegen, diese existenzielle Fertigkeit, die Herstellung von
Wolltextilien, hier zu erhalten. Weil es unsere kulturelle Identität ist. Weil es
Arbeitsplätze sichert und weil jede Textilfertigung ein komplexes Geflecht von
Herstellern, Zulieferern, Erzeugern, aber auch von Ausbildung wie Lehre und
Studium, von Schäfereien und Landschaftspflege umgibt. Das alles in Summe steht schließlich auf dem Spiel.

 

Mitarbeiter Fadi Manufaktur Coastland
Manufaktur Coastland Webmeister Helmut
Design Prozess bei Coastland
(Hand) Made in Germany: Unsere Produkte profitieren von der Expertise unserer Mitarbeiter:innen, von durchdachter Funktionalität und langer Lebensdauer. 


Eine Frage der Überzeugung: Wie sollte eine Neuausrichtung aussehen?

Phänomene wie Green- und Woke Washing legen es nahe: Ein Großteil der
Menschen hat eine kritischere Haltung zu Marken entwickelt. Qualität ist eine
Voraussetzung. Sie allein rechtfertigt aber immer weniger eine Kaufentscheidung.
Emotionale Bindung, Transparenz und Ethik werden immer wichtigere Faktoren für Kunden.

Wenn wir dem Megatrend der Massenproduktion und Abwanderung in der
Textilwirtschaft etwas entgegensetzen wollen, brauchen wir neue Konzepte. Ein
Zurück kann es nicht geben. Und das ist mit Blick auf die Schattenseiten der
Textilindustrie auch nicht erstrebenswert. Wir brauchen frische Konzepte für eine
zukunftsfähige Textilwirtschaft in Deutschland. Wir müssen neue Maßstäbe setzen, andere Wege gehen und uns auf unsere Potentiale in Deutschland besinnen.

Coastland - Unsere Küste in Friesland



Das neue "Made in Germany"

Unter dem Strich schafft ein Unternehmen keinen wertvollen Beitrag, wenn es durch seine Geschäftstätigkeit, die Herstellung oder Nutzung des Produktes woanders, direkt oder indirekt, Schaden anrichtet und Ökosystemen, Gesellschaften oder Menschen Entwicklungschancen raubt.
Made in Germany muss immer noch für hervorragend Qualität stehen. Aber mehr noch müssen wir konsequent auf das Prinzip Verantwortung setzen - über Generationen hinweg. Deshalb sollten wir wesentliche Fertigkeiten hier erhalten und deshalb sollten unsere Produkte langlebige Bausteine einer Kreislaufwirtschaft sein, die Mensch, Tier und Umwelt nutzt statt schadet. Als Unternehmen wollen wir attraktiv und lebenswert für alle beteiligten Akteure sein. Und wir wollen das alte Versprechen „Made in Germany“ neu beleben. Damit es für soziale und ökologische Mehrwerte steht und diese glaubhaft und transparent macht. "Made in Germany" sollte für Echtheit und Verantwortung stehen. Daran arbeiten wir bei Coastland alle gemeinsam und das honorieren unsere Kund:innen.

 

 

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Website ist durch hCaptcha geschützt und es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzbestimmungen von hCaptcha.

Alle Kommentare werden vor der Veröffentlichung geprüft.

Read more

Manufaktur Coastland - Handmade in Germany
Ethik

Preiswert oder Preis wert?

Wenn wir über die Preise unserer Wolldecken sprechen, ist es uns wichtig, dass unsere Kunden nicht nur den direkten Warenwert unserer Textilien verstehen, sondern auch die wahren Werte, die damit e...

Weiterlesen